Aufschwung durch den Bau der Bahnlinie
Jahrhundertelang waren Hamlar und Bäumenheim unbedeutende Weiler, Asbach war ein kleines Bauerndorf.
1818 gehörten zur Ruralgemeinde (rural = ländlich, bäuerlich) Asbach 47 Häuser und 240 Seelen (Einwohner), zum Weiler Bäumenheim 12 Häuser und 65 Seelen. Kirchlich betreut wurden die Bauern Bäumenheims von der Pfarrgemeinde Mertingen. Als Steuerdistrikt war Auchsesheim zuständig.
Hamlar - 1818 mit 12 Häusern und 65 Seelen genau so groß wie Bäumenheim - gehörte zwar zur Ruralgemeinde und zum Steuerdistrikt Genderkingen, aber kirchlich bereits zur Pfarrgemeinde Asbach.
Den Aufbruch aus dieser ländlichen Idylle brachte das Jahr 1844, als die Ludwig-Süd-Nord-Bahn (von Augsburg-Oberhausen bis Nordheim bzw. Donauwörth) eröffnet wurde.
Da wegen der Lage an der Bahnlinie und zugleich an einem kleinen Fluss, der Schmutter, günstige Transportmöglichkeiten und Wasserkraft vorhanden waren, erschien dem Unternehmer Max Droßbach die Gemeinde Bäumenheim als Standort für ein Industrieunternehmen geeignet. Er erwarb 1865 die Königsmühle an der Schmutter und baute 1865 die Leinenspinnerei Max Droßbach und Co. auf. Durch den Bau der Textilfabrik geriet Bäumenheim in den Sog der lndustrialisierung. Der Ort erhielt auf Antrag Droßbachs eine Postexpedition, die am 15. Oktober 1875 im Bahnhofsgebäude eröffnet werden konnte.
Bäumenheim verfügte somit über einen eigenen Stempel zur Entwertung der Postwertzeichen und fand Eingang zur Philatelie.
Zugestellt wurde die Post für Bäumenheim, Asbach, Königsmühle, Heißesheim, Killischwaige, Zusum, Auchsesheim, Schwadermühle, Nordheim und Hamlar. Während Hamlar und Asbach sich kaum veränderten, entwickelte sich Bäumenheim in kürzester Zeit vom Weiler zum Industrieort. Die folgende Tabelle verdeutlicht das sprunghafte Emporschnellen der Einwohnerzahlen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Die Firma Droßbach und Co. entwickelte sich um die Jahrhundertwende zum Mittelpunkt Bäumenheims. Hier wurden wichtige Entscheidungen gefällt, und hier wurde auch die weitere Entwicklung des Ortes wesentlich beeinflusst.
So warb zum Beispiel die Betriebsleitung in Böhmen billige Arbeitskräfte an, die ihre Angehörigen mitbrachten. Um die Familien unterzubringen, finanzierte und baute der Betrieb ein großes Arbeiterhaus und mehrere kleine Einfamilienhäuser.
Sicher beobachteten die Einheimischen damals argwöhnisch das durch die lndustrie verursachte schnelle Wachstum und hielten sich zunächst von den fremden Arbeitem fern. Man arbeitete werktags, manchmal auch an Feiertagen, von 7 Uhr bis 19 Uhr, nur samstags von 7 Uhr bis 12 Uhr. Bei einer Stunde Mittagszeit und je einer Viertelstunde Pause vor- und nachmittags erreichte man in der Woche einen Schnitt von 57 Arbeitsstunden.
Während der Woche blieb nicht viel Zeit, sich zu vergnügen. Die verheirateten Arbeiterinnen mussten nach Feierabend den Haushalt versorgen. Man musste sich ausschlafen, um am nächsten Tag in der Fabrik wieder bei Kräften zu sein. Der Verdienst war knapp, gerade ausreichend für das Lebensnotwendige; an Wohlstand und Luxus konnte man nicht einmal denken. Aber da es schwer war, den Lebensunterhalt zu verdienen, wenn man weder Grund und Boden für eine kleine Landwirtschaft besaß, noch ein Handwerk erlernt hatte, musste man froh sein, einen festen Arbeitsplatz in der Fabrik zu haben.
Bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts hatte sich die Firma Droßbach und Co. bereits gewaltig entwickelt. Die Einwohner, vor allem die Asbacher, hatten sich an die Arbeiter und an den rauchenden Fabrikschlot gewöhnt, und die Fremden, die wegen der Arbeit nach Bäumenheim gezogen waren, hatten die Schwierigkeiten des Einlebens überstanden. Bäumenheim wurde bald mit der Textilfabrik Droßbach und Co. gleichgesetzt, und so machte das Unternehmen den Namen über die Grenzen der Heimat hinaus bekannt.
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